92 Tage

92 Tage.

So lange dauert es noch, bis ich am 23. August im Flugzeug sitzen und die Schweiz für ganze 11 Monate verlassen werde. 92 Tage noch und dann befinde ich mich bereits in Japan.

 

Ich muss ehrlich zugeben, dass mir erst vor ein paar Tagen so richtig bewusst wurde, wie wenig Zeit mir eigentlich noch bleibt. Knappe 3 Monate noch um all jene Dinge zu tun, die ich vor meinem Abflug unbedingt noch erledigen will; um all jene Leute nochmals zu treffen, die mir wichtig sind.

Nicht gerade viel, wenn man so darüber nachdenkt. Was sind schon 3 Monate im Vergleich zu der Wartezeit, die ich nun schon hinter mir habe? Fast ein Jahr ist es jetzt schon her, seit ich mich für das Austauschprogramm anmeldete. Damals war es mehr ein Versuch, noch nichts Ernstes, bloss eine Idee, die mich nicht mehr losliess. Auch nachdem ich den zweiten Teil der Anmeldung ausgefüllt hatte - das war im Dezember -, erschien mir die Situation noch völlig irreal. Ich wusste schon was ich tat, aber alles war noch so weit weg, dass ich mir eigentlich keine grossen Gedanken darüber machte. Erst als dann die Bestätigung, dass ich tatsächlich nach Japan gehen konnte, ins Haus flatterte, rückte die Sache schlagartig näher.

 

So richtig realisiert habe ich es jedoch erst vor ein paar Tagen, nämlich dann, als ich über Pfingsten ins Vorbereitungscamp fuhr. Da wurde mir zum ersten Mal klar: "Hey, es ist kein Traum mehr: Ich werde wirklich für ein Jahr nach Japan gehen." Seitdem ist meine Vorfreude kaum mehr aushaltbar. Ich zähle jeden Tag bis zum Abflug, habe mich über facebook bereits mit Gleichgesinnten in Verbindung gesetzt und versuche neben der Schule noch soviel Japanisch zu lernen wie nur irgendwie möglich. Versteht das jetzt bitte nicht falsch: Es ist nicht so, dass ich unbedingt weg will, weil es hier in der Schweiz so schrecklich und unaushaltbar ist. Ganz im Gegenteil: Ich fühle mich rundum wohl hier. Ich habe zwar eine etwas durchgeknallte Familie und (meistens) ebenso verrückte Freunde, aber da ich ja selbst etwas crazy bin, geht das schon in Ordnung.

 

Nein, jetzt mal im Ernst: Ich liebe die Schweiz. Ich liebe das Essen hier, die Landschaft, die Berge, die Schokolade... Ja, manchmal mag ich es sogar, am Ende der Welt zu wohnen und jeden Tag mit dem Bus 40 Minuten zur Schule fahren zu müssen. "Warum willst du dann überhaupt weg von hier?", fragt ihr euch jetzt bestimmt. Nun, darauf gibt es keine wirkliche Antwort. Es gibt viele Gründe, weshalb ich ein Austauschjahr machen will. Schlussendlich ist es nichts weiteres die Erfüllung eines Traums, der schon fast so lange existiert wie ich denken kann. Ich möchte unbedingt eine neue Kultur kennenlernen und herausfinden, was die grosse weite Welt da draussen alles noch zu bieten hat. Ich will Neues entdecken und einzigartige Erfahrungen machen und dabei lernen wie es so ist, ein ganzes Jahr lang von allem, was ich bisher kannte, getrennt zu sein.

 

Wieso ich mich ausgerechnet für Japan entschieden habe? Ich mag die Sprache des Landes, schaue gerne Animes und finde die Kultur absolut faszinierend - aber all das hat eigentlich nichts mit meiner Entscheidung zu tun. Vielmehr habe ich mich einfach auf mein Bauchgefühl verlassen. Ich wusste, dass ich kein Austauschjahr in Europa oder den USA machen wollte, also erkundigte ich mich nach Möglichkeiten in andern Kontinenten. Als ich dann auf Asien stiess, war für mich sofort klar: Ich wollte nach Japan. Und damit war es beschlossene Sache.

 

Nun sitze ich also hier und tippe an meinem ersten Blogeintrag. Den Blog habe ich nicht für mich eröffnet, sondern vielmehr für dejenigen, die ich in der Schweiz zurücklassen werde. Vielleicht interessiert es ja den einen oder andern, was ich die ganze Zeit über so in Japan treibe und erlebe. Ich kann euch nicht garantieren, dass ich jede Woche ein Update posten werde, aber ich werde es versuchen. Momentan weiss ich ja noch nicht, wie meine Situation im Austauschjahr aussehen wird. Meine Gastfamilie habe ich noch nicht erhalten, was bedeutet, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, wo in Japan ich schlussendlich landen werde. Doch das werde ich schon noch früh genug erfahren. Hoffe ich zumindest...

 

Bis dahin warte ich jetzt einfach mal ab und schaue, was weiter so passiert. Irgendwann werde ich wahrscheinlich auch mein Visa in Bern noch abholen müssen, aber darüber werde ich bestimmt noch einen eigenen Eintrag verfassen.

 

Für's Erste war's das also erst einmal. Mal sehn, wie die ganze Geschichte weitergeht. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt, was noch so auf mich zukommen wird! Und in 92 Tagen geht's dann endlich richtig los.

 

Der Countdown läuft.

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Kommentare: 2
  • #1

    Mam (Freitag, 24 Mai 2013 22:02)

    Du zählst die Tage bis zu deinem Abflug.
    Ich werde die Tage zählen, bis ich dich wieder sehen werde :-)
    Viel Spass da drüben aber trotzdem.

    Deine Mam

  • #2

    EU (Sonntag, 07 Juli 2013 18:40)

    Liebe Evelyne, du hast mir die Adresse gegeben und jetzt habe ich das erste Mal reingeschaut, obwohl du ja erst in ca. 50 Tagen abfliegst. Ich finde es toll, dass du diesen SChritt wagst udn nicht einfach nach Amerika gehst.
    Gute Sommerzeit und gutes Warten