Halbzeit

Unglaublich, wie die Zeit vergeht! Es kommt mir immer noch vor, als wäre es erst gestern gewesen, als ich das erste Mal einen Fuss auf japanischen Boden gesetzt habe, und doch ist nun schon bald die Hälfte meines Austauschjahres vorbei. Dabei gibt es noch so viele Orte, die ich erkunden möchte, Dinge, die ich lernen will und Beziehungen, die es zu vertiefen gilt. Ich habe unglaublich viele Pläne – und doch nur noch knapp 6 Monate, um diese in die Tat umzusetzen. In letzter Zeit ist mir wieder einmal klar geworden, wie kurz ein Jahr eigentlich ist und das mein Abenteuer hier wohl viel schneller vergehen wird, als mir lieb ist. Grund genug also, mal etwas zurückzuschauen und herauszufinden, was ich eigentlich in dieser ersten Hälfte erlebt und erreicht habe (oder eben auch nicht) – und was ich noch alles vor habe.

  • Japanisch: Obwohl mein Japanisch natürlich in den letzten Monaten gute Fortschritte gemacht hat, ist das Erreichen meines Ziel – nämlich fliessend sprechen zu können – im Moment noch in weiter Ferne. Doch ich lerne jeden Tag dazu und inzwischen verstehe ich fast alles, was so um mich herum geschieht. Ausdrücken kann ich praktsich alles, was ich sagen möchte, wenn auch auf Umwegen und auch mein Verständnis für die Kanjis nimmt langsam aber sicher Form an.

  • Schule: Ich habe mich überraschend schnell in der Schule einleben können, was unter anderem wohl daran liegt, dass ich bereits zu Anfang sehr gut Anschluss gefunden habe. Zwar verstehe ich immer noch nicht alles, was im Unterricht gesagt wird, aber ich habe seit einiger Zeit angefangen, das Geschriebene von der Wandtafel abzuschreiben (oder wohl eher: abzuzeichnen...) und es Zuhause von meinen Gasteltern ansehen zu lassen. Klappt bis jetzt ganz gut und erlaubt mir auch jede Menge Wörter dazuzulernen.

  • Freunde: Auch wenn ich meinen Klassenkameraden immer noch nicht sehr nahe stehe, habe ich inzwischen gute Freunde in der Pararellklasse gefunden, mit denen ich auch oft am Wochenende etwas unternehme. Ausserdem habe ich durch meine Gastschwester eine Menge Beziehungen mit andern Austauschschülern (auch an Universitäten) knüpfen können und darf nun Leute von allen möglichen Orten der Welt zu meinen Freunden zählen. :)

  • Gastfamilie: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keine Probleme mit meiner Gastfamilie habe, aber bis jetzt gab es keine Herausforderung, die wir nicht irgendwie zusammen hätten lösen können. In letzter Zeit ist es mir auch endlich gelungen, mich ein wenig meiner Gastmutter anzunähern, mit der es ja vor allem am Anfang wegen meiner mangelnden Sprachkenntnissen enorm schwierig war, überhaupt ein richtiges Gespräch anzufangen. Nun scheint sich unsere Beziehung endlich ein wenig zu vertiefen und ich hoffe, dass ich es auch schaffen werde, dies weiter zu erhalten.

  • Orte & Reisen: Ich hatte das Glück, in den letzten paar Monaten schon einige schöne Orte von Japan zu sehen bekommen zu dürfen: Tokio, Kyoto, Osaka und Aomori sind wohl die beeindruckendsten davon. Da meine Gastfamilie meist sehr beschäftigt ist, stehen keine grossen Reisen auf dem Plan, aber vielleicht klappt der Besuch im Disneyland im Frühling ja. Würde mich auf jeden Fall freuen – Disneyland ist in Japan schliesslich fast ein Muss.

  • Das schönste Erlebnis: Mit bis vor ein paar Monaten noch völlig fremden Menschen an einem Tisch zu sitzen und zusammen zu lachen und zu erkennen, wie wichtig einem diese Menschen plötzlich geworden sind.

  • Die prägendste Erfahrung: Auf sich alleine gestellt sein. Keine Eltern im Rücken zu haben, die einem sagen, was richtig und was falsch ist. Eigene Entscheidungen treffen und Dinge selbst in die Hand nehmen. Sich Herausforderung stellen. Erwachsen werden.

  • Das Wichtigste, was ich gelernt habe: Die Dinge sind selten so wie sie scheinen und genau deshalb sollte man sie nicht einfach so hinnehmen. Was in unserer Kultur völlig in Ordnung ist, könnte in Japan eine Todsünde sein, also sollte man die Leute nicht zu vorschnell beurteilen sondern vielmehr nach dem kleinen Detail suchen, das man vielleicht übersehen hat.

Ich bin mir sicher, dass der zweite Teil meines Austauschjahres genauso erfahrungsreich sein wird wie der erste – vielleicht nicht immer einfach, aber ich bin auf alle Fälle bereit, mich neuen Herausforderungen zu stellen. :)

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