Erlebnisse & Erinnerungen

Schulferien.

Ich muss zugeben, dass die wenigen Ferien, die ich nun schon in Japan erleben durfte, bisher nicht gerade zu den Höhepunkten meines Jahres zählten. Das liegt vor allem daran, dass ich bis jetzt nie wirklich etwas mit der vielen Freizeit, die ich durch die Ferientage plötzlich erhalten hatte, anzufangen wusste. Meine Gasteltern arbeiten beide jeden Tag, meine Schulfreunde sind stets beschäftigt mit Lernen und die freien Tage meiner Gastschwester fallen leider auch höchst selten mit meinen Schulferien zusammen. Ausser Japanischlernen blieb mir also meistens nichts anderes übrig, als mir die Zeit mit Lesen oder Filme schauen zu vertreiben - und das ist auf Dauer ja auch nicht wirklich das Wahre.

Diese Woche war es also wieder soweit: Von Dienstag bis Freitag hatten wir schulfrei. Diesesmal jedoch entschloss ich mich dazu, meine freien Tage nicht einfach verstreichen zu lassen sondern sie so gut wie möglich zu nutzen - notfalls eben auch ohne Gastfamilie oder Freunde. Was dabei herausgekommen ist, ist eine Woche voller schräger Momente, vieler schöner Erlebnisse und wieder eine ganze Menge einzigartiger Erinnerungen, die ich so schnell bestimmt nicht wieder vergessen werde.

Dienstag

Mein heutiges Ziel war die Besichtigung des grössten Schreins in Sendai, der Oosakihachimanguu. Sightseeing ganz allein klingt zwar nicht so prickelnd, war jedoch spannender als erwartet. Weil gerade Winter ist, war der Schrein quasi menschenleer und der Wald drumherum dementsprechend auch still. Ich könnt euch ja vorstellen, wie schön es war, nach dem ganzen Verkehrslärm und Sirenengehupe einfach mal nichts ausser Vogelgezwitscher und Windrauschen zu hören!  

Vor dem Eingang zum Oosakihachimanguu: Ziemlich beeindruckend, wie ich finde.
Vor dem Eingang zum Oosakihachimanguu: Ziemlich beeindruckend, wie ich finde.

Natürlich habe ich am Schrein auch brav ein bisschen Geld eingeworfen und dann - wenn auch wahrscheinlich auf falsche Weise - gebetet, obwohl ich ja bekannterweise keine Buddhistin bin. Aber wenn schon, denn schon, oder? ;)

Treppe vor dem Schrein
Treppe vor dem Schrein

Mittwoch

Der zweite Ferientag begann mit einer Runde Kendotraining vor unserem Haus. Der Himmel war völlig wolkenlos und es war nicht einmal unbedingt so kalt, weshalb ich die Chance nutzte, mein neues Shinai ein wenig anzutesten. Das hat mir zwar ein paar (verständlicherweise) überraschte Blicke von den Nachbarn eingebracht, aber immerhin musste ich so nicht die ganze Woche über auf mein Training verzichten.

Am Nachmittag stand dann dieses Mal kein Sightseeing sondern ein Kinobesuch auf dem Plan - ja, ebenfalls ganz alleine. Zwar muss ich zugeben, dass ich vom Film nicht wirklich viel verstanden habe; aber für das, was ich verstehen konnte, hat es sich doch gelohnt. :)

Auf jeden Fall werde ich bestimmt noch öfters hier ins Kino gehen: Im Vergleich zu der Schweiz sind die Eintritte hier nur halb so teuer – und als Schüler bekommt man ausserdem auch noch Vergünstigung.

Donnerstag

Nach langer Zeit traf ich mich wieder mal mit meinen besten Freunden hier in Japan und dem andern Austauschschüler an meiner Schule aus Mexico, mit dem ich in letzter Zeit auch eine überraschend enge Beziehung aufgebaut habe. Gemeinsam ging es in den städtischen Zoo und anschliessend Okonomiyaki essen, eine meiner absoluten Lieblingsspeisen in Japan. :)

Okonomiyaki
Okonomiyaki

Es war wirklich schön, sich wieder mal mit allen zu unterhalten und zu bemerken, wie einen die letzten Monate doch zusammengeschweisst haben. Ich weiss jetzt schon, dass es mir auf jeden Fall sehr schwer fallen wird, mich wieder in einem halben Jahr von all diesen liebgewonnen Menschen trennen zu müssen – aber auch das gehört zu einem Austauschjahr dazu, fürchte ich...

Freitag

Der Freitag war ein vergleichsweise ruhiger Tag. Nachdem ich am Morgen ein wenig mein Zimmer geputzt und aufgeräumt habe, ging es am nach dem Mittagessen ans Kuchenbacken. Seit ich in Japan bin, habe ich überraschend oft gekocht und gebacken und bemerkt, wie viel Spass mir das eigentlich macht. Das einzige Problem dabei ist, dass es manchmal ziemlich schwierig ist, die ganzen Zutaten für die Rezepte zu finden. Die kurzen Einkäufe im Supermarkt werden dadurch plötzlich zu riesigen Herausforderungen, die man meist nur damit meistern kann, dass man die Verkäufer so lange belästigten muss, bis man endlich alles gefunden hat. ;)

Auch bei meinem Kuchen hatte ich die Hälfte der eigentlichen Zutaten nicht gefunden, also blieb mir nichts anderes übrig, als eben mit dem, was ich hatte, zu improvisieren.

Kaum war ich mit Backen fertig, ging es auch schon mit meiner Gastschwester zum Bahnhof, wo wir das Geburtstagsgeschenk für meine Gasteltern kauften. Diese wurden nämlich nur mit einem Tag Abstand voneinander geboren, was – wie wir fanden – ein prima Anlass war, um am Sonntag eine kleine Party zu feiern.

Samstag

Auch der Beginn des Wochenendes war alles andere als ruhig. Meine Organisation lud alle Austauschschüler (wir sind nur zu zweit) und Austauschstudenten des Chapters in Miyagi zum Mittagessen ein, wo jeder seinen eigenen Teil zum Essen beisteuerte; ich brachte natürlich meinen Kuchen mit. Damit kann man ja selten irgendetwas falsch machen, oder? ;)

Es war auf jeden Fall ein sehr gelungenes Essen und ein wunderschöner Nachmittag, den wir mit viel Reden und Lachen verbrachten. Entgegen meiner Erwartungen war der Kuchen trotz der fehlenden Zutaten gelungen und ich wurde sogar nach dem Rezept gefragt, was mich dann schon etwas zum Schmunzeln brachte. Ich persönlich finde es immer wieder toll, sich mit Menschen aus der ganzen Welt auszutauschen und die Geschichten der Austauschschüler zu hören, die vor ein paar Jahren bereits hier waren, und nun als Studenten zurückkehrten. Allein solche Dinge machen all die Strapazen, die man in einem Austauschjahr eben so auf sich nehmen muss, hundertmal wett.

Sonntag

Am letzten Tag der Ferien durfte ich endlich wieder seit Langem auf den Skiern stehen. Gemeinsam mit meinem Gastvater ging es in die nächste Präfektur zum Skifahren. Obwohl das Wetter nicht wirklich gut war, genoss ich den Tag doch in vollen Zügen und nutzte die Gelegenheit, um viel und lang mit meinem Gastvater zu reden.

Schnee, soweit das Auge reicht!
Schnee, soweit das Auge reicht!

Weil dieser Tag auch noch sein Geburtstag war, gab es am Abend die bereits geplante Überraschungsparty für ihn und meine Gastmutter. Wir assen viel, lachten und unterhielten uns über Gott und die Welt. Meine Gasteltern haben sich auch sehr über das Geschenk meiner Schwester und mir gefreut und den kleinen Brief, den ich ihnen geschrieben habe. Alles in allem war es eine gelungene Party, aber vor allem auch einfach ein schöner Abend mit meiner Gastfamilie, die mir in den letzten Monaten wirklich sehr ans Herz gewachsen ist. :)

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Kommentare: 1
  • #1

    Assunta (Dienstag, 04 Februar 2014 08:00)

    Evelynee! Wies schiint gfallts dier ja wikli sehr! Das freit mich fir diich! Gniäss di negste mönet no! ♥