Valentinstag

Im Vergleich zu der Schweiz kommt dem Valentinstag hier in Japan einiges mehr an Bedeutung zu und vor allem bei jungen Leuten ist der „Tag der Liebe“ unglaublich beliebt. Traditionellerweise verschenken die Mädchen den Jungs am 14. Februar selbstgemachte Schokolade, während die Jungs anschliessend am 14. März, einen Monat später, den Mädchen als Zeichen der Dankbarkeit Süssigkeiten schenken. Meistens wird aber nicht nur Schokolade an den heimlichen Schwarm oder den Lieblingslehrer verschenkt, sondern auch einfach an gute Freunde und Klassenkameraden.

Natürlich wollte auch ich mir diesen besonderen Tag nicht entgehen lassen und begann, wie die meisten japanischen Schulmädchen, schon ein paar Tage davor mit den Vorbereitungen. Wichtig ist nämlich nicht nur die Schokolade selbst, sondern auch die Art wie man sie übergibt; schön verpackt und verziert wie ein Geschenk.

Geplant hatte ich, für meine besten Freunde und die zwei Lehrer, die mich in diesem Halbjahr am meisten unterstützt hatten, ein paar Schokoladenmuffins zu backen. Soweit, so gut – aber ich wäre nicht ich, wenn dabei nicht irgendetwas schief gehen würde.... ;)
Es begann alles am Donnerstagabend, der Tag vor dem Valentinstag. Ich begann pünktlich nach dem Abendessen mit meinen Vorbereitungen, nachdem meine Gastschwester bereits ihren Schokoladenkuchen fertiggestellt hatte. Das Rezept, das ich mir besorgt hatte, war zwar auf Japanisch geschrieben, aber davon wollte ich mich nicht abhalten lassen – was wäre schon ein Tag hier ohne irgendeine Herausforderung? Notfalls, das dachte ich jedenfalls, könnte ich ja immer noch meine Gastmutter um Hilfe bitten.

Ich war am Anfang überrascht, wie einfach es mir mit Hilfe der Bilder gelang, das Rezept zu befolgen. Doch je weiter ich kam, desto komplizierter wurde es und desto mehr musste ich meine Gastmutter nach der Lesung der Zeichen fragen. Irgendwie schaffte ich es schliesslich, alle Zutaten herauszufinden und richtig zu vermischen. Schon beim Abfüllen der Muffins beschlich mich das seltsame Gefühl, dass der Teig vielleicht doch etwas zu flüssig geraten war. An andern Tagen hätte ich vielleicht nochmals im Rezept nachgeschlagen, aber an jenem Donnerstagabend war ich dank Kendotraining und allgemeiner Schlaflosigkeit in letzter Zeit wohl viel zu müde, um mir überhaupt irgendwelche Gedanken darüber zu machen. Auf jeden Fall war ich noch sehr optimistisch, dass meine Muffins gelingen würden, als ich sie in den Backofen schob. Als ich sie eine Viertelstunde später jedoch wieder aus dem Ofen herausnahm, erwartete mich eine unangenehme Überraschung: Die Muffins waren nichts weiter als eine warme, seltsam klebrige Masse aus Schokolade, die nicht einmal im Geringsten an etwas herankamen, das man „Muffin“ nennen konnte.

Gemeinsam begann ich mit meiner Gastmutter also zu rätseln, was ich denn falsch gemacht hatte, als es mir auf einmal wie Schuppen von den Augen fiel: Das Mehl!

Ja, ich habe tatsächlich das Mehl vergessen.

Ihr könnt euch ja vorstellen, wie meine Gastmutter und Gastschwester gelacht haben (und wie peinlich mir die ganze Sache war...). Nach dem ersten Schock gelang es mir dann aber auch über meine eigene Tollpatschigkeit zu lachen – so etwas kann wahrscheinlich tatsächlich nur mir passieren! ;)

Der Valentinstag verlief also ziemlich anders als erwartet; ich hatte keine Schokolade, die ich irgendjemandem hätte geben können, aber zum Glück verziehen sie mir alle mit einem breiten Grinsen im Gesicht, als ich ihnen den Grund dafür erklärte. Wenn ich etwas davon gelernt habe, dann bestimmt, dass man niemals Muffins backen sollte, wenn man eigentlich zu müde dafür ist – und dass sich einige Dinge wohl auch in Japan nie ändern werden... ;)

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Kommentare: 1
  • #1

    Selina (Sonntag, 16 Februar 2014 19:22)

    Haha scho det wod gschribe hensch dui bachisch muffins hani gwisst...das cha gar nit guät cho. ;D <3