10 Dinge, die ich vermissen werde, wenn ich wieder zurück bin

Ganz am Anfang erst einmal:

Wer nachlesen will, was ich die letzten paar Wochen so getrieben habe, der findet HIER meinen Bericht über meine Erlebnisse im Mai.

Wen meine Bilder dazu interessieren, klickt HIER.

In weniger als einem Monat werde ich bereits in einem Flieger von Tokio nach Zürich sitzen und wahrscheinlich mit gemischten Gefühlen meiner Heimkehr entgegen fiebern. Auch wenn ich mich natürlich darauf freue, meine Familie und all meine Freunde nach dieser langen (und doch irgendwie kurzen) Zeit wiederzusehen, wird es mir wohl doch schwer fallen, Japan wieder zu verlassen. Nachfolgend also 10 Dinge, die ich nach meiner Rückkehr bestimmt vermissen werde:

 

1) Sendai

Ich erinnere mich noch gut an einen meiner ersten Blogeinträge, den ich hier veröffentlicht habe, kurz nachdem ich von meiner Platzierung in Japan erfahren hatte. Damals schrieb ich:
"In Sendai werde ich also zur Schule gehen - ob ich schlussendlich genau dort lebe, weiss ich erst, wenn ich meine Gastfamilie erhalten habe. Spannend wäre es auf jeden Fall: Ein Landei wie ich ein Jahr lang in einer riesigen Millionenstadt..."
Als ich dann schliesslich in Sendai ankam, hatte ich wirklich das Gefühl in der wohl grössten Stadt der ganzen Welt gelandet zu sein. Inzwischen muss ich jedoch meinen Klassenkameraden Recht geben, die mir bereits von Anfang an gesagt haben, dass Sendai nur eine "kleine Stadt" sei. Und das ist es im Grunde genommen auch. Obwohl Sendai einen eigenen Freizeitpark, eine 100 Meter grosse Buddhastatue und Starbucks an jeder Strassenecke besitzt, gibt es hier nach 10 Monaten nicht mehr viel, das ich nicht schon gesehen hätte. Doch trotzdem liebe ich diese Stadt und die vielen Erinnerungen um sie herum fast genauso wie mein kleines Kaff in der Schweiz - und werde sie wohl auch genauso vermissen... :)

 

2) Tayaki

Tayaki ist wohl eine der besten Erfindungen, die die japanische Backkunst je hervorbrachte: Eine Teighülle in der Form eines Fisches, gefüllt mit Anko, einer süsser Bohnenpaste.

Tayaki
Tayaki

Besonders im Winter gibt es nichts Besseres, als nach der Schule kurz beim nächsten Tayaki-Shop vorbeizuschauen und sich mit einem heissen Tayaki auf den Weg nach Hause zu machen. Dass das gesund ist, wage ich allerdings zu bezweifeln - aber ich bin ja sowieso nur ein Jahr hier... ;)

 

3) Japanische Toiletten

Anfangs kamen mir die Toiletten hier in Japan vor wie Erfindungen von einem anderen Planeten. Es gibt hier so ziemlich alle Kuriositäten, die man sich vorstellen kann: sprechende Toiletten, die sich für den "Besuch" bedanken; Toiletten, deren Deckel sich beim Eintreten in die Kabine automatisch öffnet; Toiletten mit Sitzheizungen und sogar solche, die sich nach der "Sitzung" gleich selbst waschen. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch ganz traditionelle, japanische Toiletten (sog. "Wa-Shiki"), die von "modern" mehr als nur weit entfernt sind und wo der Kontrast zu normalen Toiletten kaum grösser sein könnte... Was ich aber einfach grundsätzlich an japanische Toiletten mag, ist die Sauberkeit. Selbst die Bahnhofstoiletten sind in Japan so sauber und steril, als wäre man in einem Krankenhaus gelandet.

 

4) Lehrer

Wie ich ebenfalls schonmal in diesem Blog erwähnt habe, könnten japanische Lehrer und schweizer Lehrer verschiedener kaum sein. Japanische Lehrer haben neben ihrer Arbeit als Lehrperson auch die Funktion eines Ratgebers und besten Freunds für die Schüler. Um mal ein Beispiel zu nennen: An meiner Schule gibt es ein Krankenzimmer, wo sich Schüler entweder für ein paar Stunden ausruhen können, wenn es ihnen nicht so gut geht, oder sich krank schreiben lassen (aus welchen Gründen auch immer). Als ich jedoch das letzte Mal im Krankenzimmer war wegen Kopfschmerzen und mit der Lehrerin dort ins Gespräch kam, erzählte sie mir, dass die meisten ihrer "Patienten" nicht wirklich krank seien. Viele von ihnen würden einfach nur reden wollen - über die Schule, über ihre Familie und über ihre Probleme. Anfangs fand ich das natürlich etwas seltsam, weil ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, wie man so etwas Persönliches einem Lehrer anvertrauen konnte. Doch inzwischen habe ich verstanden, dass die Beziehung Schüler-Lehrer hier in Japan anders funktioniert - nicht besser oder schlechter als in der Schweiz, aber einfach in einer Art, in der ich sie Zuhause nie wiederfinden könnte. Und genau das werde ich vermissen.

 

5) Japanisch

Ich habe in diesem Jahr mehr Japanisch gelernt, als ich es mir je hätte erhoffen können. Doch auch wenn ich mich jetzt als "fliessend" in dieser Sprache bezeichnen würde, gibt es immernoch viele Dinge, die ich noch nicht gelernt habe - und gerne lernen würde. Die Möglichkeiten dazu sind in der Schweiz leider etwas beschränkt; man ist dort schliesslich nicht 24 Stunden am Tag ständig von Japanisch umgeben. Trotzdem werde ich versuchen, die Sprache nicht allzuschnell zu verlernen, auch wenn ich noch nicht genau weiss, wie ich das anstellen werde...

 

6) Ofuro (お風呂)

"Ofuro" ist die Bezeichnung für das traditionelle japanische Bad, das beinahe alle Japaner jeden Abend nehmen. Das Besondere daran ist die Hitze des Wassers (bis zu 45 Grad heiss) und die Tatsache, dass das selbe Badewasser von allen Familienmitgliedern benutzt wird. Vor allem im Winter gibt es nach einem stressigen Tag in der Schule nichts Besseres, als vor dem Einschlafen ein entspannendes Bad zu nehmen...

 

7) Der öffentliche Verkehr

Als ich zum ersten Mal in Japan in einen Bus einstieg, gab es drei Dinge, die mich überraschten: Die unglaubliche Stille im Innern, das Billet-System und die Tatsache, dass man sein Handy während der Fahrt auf lautlos stellen muss. In japanischen Bussen wird kaum geredet (telefoniert schon gar nicht!) und Schwarzfahrer gibt es wohl auch so gut wie keine, denn das Billet wird erst beim Aussteigen bezahlt. Ausserdem mag ich das System während des Wartens auf einen Bus oder einen Zug. Anstatt bei der Ankunft des Verkehrmittels einfach schnell nach vorne zu schnellen, um einen guten Sitzplatz erhaschen zu können, bilden die Japaner beim Einsteigen einfach lange Schlangen wie bei einer Supermarkt-Kasse. Das Prinzip ist einfach: Wer zuerst da war, darf zuerst einsteigen. 

 

8) Karaoke

Auch das ist so eine der Erfindungen, die es wohl nur in Japan gibt. Natürlich existieren Karaoke-Bars auch in der Schweiz - aber die sind wohl kaum zu vergleichen mit japanischen Karaoke-Häusern, wo man anstatt vor einer grossen Menschenmenge in einem eigenen kleinen Raum singen kann. Vor allem High-School Schüler sind hier total angetan von Karaoke und ich muss zugeben, dass es auch schon ein wenig seinen Reiz hat. Niemand hört einem zu; man kann für sich alleine singen, stört dabei keinen und billig ist das Ganze auch noch. Ihr merkt es schon: Karaoke ist bestimmt etwas, nach dem ich mich in der Schweiz zurücksehnen werde...

 

9) Japanischen Fernsehen

Japanisches Fernsehen ist verrückt - aber genau deshalb auch so unglaublich interessant. Fast jeder Kanal ist vollgestopft mit Komödien oder seltsamen Quiz-Shows und sogar die Werbung ist hier in Japan meist unglaublich cool - wenn auch etwas abgedreht...

 

10) Familie & Freunde

Tja, dazu gibt es nicht mehr viel zu sagen, fürchte ich. Das, was ich zurück in der Schweiz wohl am meisten vermissen werde, sind meine Gastfamilie und meine Freunde. Es ist schon erstaunlich, wie nahe man sich in einem Jahr kommen kann. Viele Dinge sind geschehen in den letzten Monaten, aber es gab immer Menschen, die zu mir standen - und ich bin froh, solche Menschen hier in Japan gefunden zu haben. Um es in einem bekannten Zitat eines Austauschschülers auszudrücken:

"Ein Austauschjahr ist nicht ein Jahr in einem Leben, sondern ein Leben in einem Jahr."

 

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